Mobilität - Ergebnis der Fachtagung

Damit Bahn und Bus zur Heimat gehören

Experten unserer Nachbarländer erläutern bei der Mobilitätstagung ihre Verkehrskonzepte!

Akteure aus Kommunen, Landkreisen, Regionen und Kirchen, sowie Ehren- und Hauptamtliche haben sich mit Verkehrsprofis im Aulendorfer Marmorsaal getroffen, um Verkehrsmodelle der Schweiz, Vorarlbergs und Südtirols kennenzulernen und neue Vernetzungsmodelle für Oberschwaben zu entwickeln. Insgesamt 70 Teilnehmende folgten der Einladung des oberschwäbischen Bündnisses „Wir sind dran“.

„Die Schweizer sind stolz auf ihren öffentlichen Nahverkehr. Der rote Zug und der gelbe Postbus, der regelmäßig bis ins letzte Dorf fährt, ist Teil unseres Heimatgefühls.“ Maura Weber stellte nicht nur Zahlen und Fakten der seit über zehn Jahren ständig steigenden Nutzung des Öffentlichen Verkehrs vor, sondern wies auch auf die lange Tradition und die rechtlichen Voraussetzungen hin: Den in der Schweiz gesetzlich verankerten Anspruch, dass jeder Ort mit mehr als 100 Einwohnern an jedem Tag im Stundentakt auch ohne eigenes Auto erreicht werden kann. Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Verband Öffentlicher Verkehr in Bern betonte, dass alle Verkehrsmittel mit einer Fahrkarte benutzt werden können und sie aufeinander bundesweit abgestimmt verkehren, zum Teil sogar die Bergseilbahnen.

Aus  Vorarlberg berichtete Diplom-Ingenieur Martin Scheuermaier von der dortigen Landesregierung über Verkehrsentwicklung und belegte ebenfalls steigende Nutzerzahlen. Regelmäßige öffentlichkeitswirksame Aktionen würden das Bewusstsein für den ökologischen Nutzen des öffentlichen Nahverkehrs noch stärken. Dass junge Leute sagen: „Wir brauchen kein Auto und keinen Führerschein“, ist in den Großstädten schon weit verbreitet, es überrascht aber, dies in einem ländlichen Gebiet zu hören. Genau dies ist aber in Südtirol seit der Einführung eines Halbstundentakts in den dortigen Bahnlinien und entsprechenden Zubringerbussen der Fall. In Südtirol wie in Vorarlberg wird diese Entwicklung auch durch Touristen unterstützt, die ebenfalls gern mit Bahnen und Bussen unterwegs sind.

„Alle Verkehrsmittel gehören kombiniert weiterentwickelt und in der Planung als gleichrangig behandelt“, so Scheuermaier. Eine eigene Radfahrstraße in Vorarlberg wurde sogar schon als vorrangig vor der kreuzenden Auto-Straße eingestuft. Sigrid  Arnold vom Landkreis Biberach unterstrich die Bedeutung auch der Fußwege für alle Altersgruppen.

Ein flächendeckender Stundentakt ist in Baden-Württemberg im Koalitionsvertrag vereinbart, ein landeseinheitliches Ticket immerhin schon angedacht, wie Natalie Münz, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Landkreistages, berichtete. Einige Teilnehmer erinnerten daran, dass dies dann auch länderübergreifend für den ganzen Bodenseeraum gelten solle.

Die Erfahrungen aus den Nachbarländern zeigten aber auch, dass eine öffentliche Förderung der Verkehrsmittel unabdingbare Voraussetzung ist, genauso auch einfache Tarifstrukturen. Wenn man diese Beträge mit den Gesamtkosten des Straßenverkehrs vergleiche, so Martin Schiefelbusch von der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg, würden sich die Zahlen deutlich relativieren und wären so auch politisch vermittelbar. Doch nicht nur die Forderung nach besserer finanzieller Ausstattung wurde am Ende des Fachtags erhoben, sondern auch die Notwendigkeit, stärker vernetzt zu denken und von der Basis her gemeinsam zu handeln, wie der Leutkircher Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle die Erfahrungen aus Vorarlberg auf den Punkt brachte. Fürs nächste Jahr plant das Bündnis „Wir sind dran“ schon den nächsten Fachtag, dann in Leutkirch.

Zur Information: Dem Bündnis  „Wir sind dran“ gehören an:  die drei oberschwäbischen Leader- Regionalbüros, das Katholische Landvolk, der Heiligkreuztaler „K-Punkt“, das Evangelische Bildungswerk Oberschwaben, der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt und die Evangelischen Frauen in Württemberg.

Mit folgendem Link sehen Sie die Einladung.