Bulgarischer LEADER-Besuch

Bereits vor einiger Zeit erhielt die Geschäftsstelle LEADER-Oberschwabens eine Anfrage aus Bulgarien. Die bulgarische LEADER-Aktionsgruppe "Vazhod" was im Deutschen "Aufstieg, Aufschwung" bedeutet, möchte zu Besuch kommen. Aus unterschiedlichen Gründen kam es dann erst diesen September dazu, dass eine 15-köpfige Delegation die Reise in das LEADER-Gebiet Oberschwabens auf sich nehmen konnte. Im Vorfeld wurde der Wunsch geäußert, Projekte LEADER-Oberschwabens zu besichtigen, mit folgenden Schwerpunkten:

  • Entwicklung landwirtschaftlicher und nicht-landwirtschaftlicher Betriebe mit hoher Wertschöpfung
  • Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der lokalen Landwirtschaft und Wertschöpfung lokaler Agrarprodukte
  • Schaffung neuer Arbeitsplätze und Verringerung der Armut durch Investitionen zur Unterstützung nichtlandwirtschaftlicher Unternehmen
  • Verbesserung des Aussehens der Siedlungen, Entwicklung der lokalen Identität und Schaffung lokaler touristischer Produkte zur Entwicklung der Region
  • Schaffung neuer Attraktionen und touristischer Infrastruktur
  • Nutzung lokaler Traditionen und Erbe, um nachhaltige Gemeinschaften zu schaffen

Ein zweitägiges Programm mit entsprechenden Projektbesichtigungen war schnell aufgestellt und spannende Tage, bei strahlendem Sonnenschein konnten begangen werden. Da unsere Gäste mit dem Flieger bis Memmingen angereist sind, mussten alle ein entsprechendes Corona-Zertifikat mit sich führen. Die 3G-Regel wurde von allen, sowohl der Geschäftsstelle der LAG-Oberschwaben, als auch den übrigen Teilnehmer*innen erfüllt.

Start mit Frauen-Power

Übernachtet haben unsere Gäste im Brigel-Hof in Langenhart. Dort nahm sie die Geschäftsstelle mit dem Vorsitzenden Alois Henne BM a.D. am Mittwoch Morgen vom 22. September auch in Empfang. Stephanie Peter, Betreiberin des Brigel-Hofs berichtete über ihr LEADER-Projekt und die Möglichkeiten der Förderung durch das Modul "Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum", welche sie für die Neuausrichtung des Brigel-Hofes in Anspruch genommen hat.

Da die Gäste weder Deutsch noch Englisch konnten und wir weder mit Bulgarisch noch Russisch dienen konnten, half ein junger Dolmetscher aus.

Mit Frauen-Power geht es weiter

Das nächste Ziel war"Desi's Hoflädele" in Meßkirch - Rohrdorf. Das mit Mitteln aus dem Regionalbudget geförderte Kleinprojekt ermöglichte der Familie Ramsperger die Einrichtung eines Hofladens zur besseren Vermarktung der Produkte ihres eigenen Biobetriebs und weiterer regionaler Produkte. Desiree Ramsperger nahmmit ihrer Schwiegermama die bulgarischen Gäste in Empfang und berichtete über das Kleinprojekt, welches im Jahr 2020 umgesetzt wurde. Im Anschluss fuhren wir noch zu den Weiden der Ramspergers um mehr über ihre Rinderhaltung, die naturschutzfachliche Landschaftspflege und die Vermarktung zu erfahren.

Von Frauen-Power in das frühe Mittelalter

Am Tor des Campus Galli erwartete uns der Ehrenvorsitzende Heinrich Güntner im Häs des frühen Mittelalters, gemeinsam mit Bürgermeister Arne Zwick. Beide berichteten über die Anfänge der mittelalterlichen Klosterbaustelle, die Rolle der LEADER-Fördermöglichkeiten und die steigenden positiven touristischen Auswirkungen des Großprojektes für die Region. Heinrich Güntner führte anschließend die Gruppe über den Campus und reiste mit ihnen in die Zeit des 9. Jahrhunderts. Sehr beeindruckend war das jüngste mit LEADER-Mitteln geförderte Projekt, die Errichtung der großen Scheune.

Ausklang des Tages mit Männer-Power im Donautal

Nach der Zeitreise in das frühe Mittelalter ging es weiter nach Beuron, zur Besichtigung des "Camp im Donautal" mit den gemütlichen Schlaffässern. Projektträger Jürgen Burchardt und Bürgermeister Raphael Orsmakowski-Miller informierten die Gäste über den zunehmenden Tourismus im Donautal und die Idee der Schlaffässer als attraktive und besondere Übernachtungsmöglichkeit.

Den Abschluss des Tages bildete die Besichtigung bei Joachim Buck mit dem Fahrradladen, den Übernachtungsmöglichkeiten und dem Café Drahtesel. Ein LEADER-Großprojekt von Joachim Buck im ehemaligen Rathaus von Beuron.

Auf ins Lädele am Bäumlehof

Auch am nächsten Morgen wird wieder bei strahlendem Sonnenschein mit Frauen-Power gestartet. Christine Keller vom Bäumlehof in Leibertingen zeigte unseren Gästen ihr Lädele und berichtet über die unterstützenden LEADER-Fördermöglichkeiten. So wurde die Inneneinrichtung ihres Bioland-Hofladens vor einigen Jahren gefördert und um eine Kleinprojektförderung konnte sie sich im Jahr 2019 auch erfolgreich bewerben.

Anschließend berichtet Heinrich Güntner, ehemaliger Bürgermeister der Gemeinde Leibertingen und Ehrenvorsitzender der Aktionsgruppe über die Nahwärme-Energieversorgung der Gemeinde, wobei der Bäumlehof eine große Rolle bei der Energieerzeugung spielt.

Nochmal ins Donautal nach Beuron

Um unseren Gästen eine bessere Vorstellung geben zu können, wo sie sich geografisch und landschaftlich befinden, welche vielfältigen regionale Produkte angeboten werden und wie LEADER-Oberschwaben in einer Kooperation biologisch wirtschaftende Betriebe unterstützt, ging es nochmals nach Beuron. Diesmal in das Haus der Natur und damit zur Geschäftsstelle des Naturparks Obere Donau e.V. Christina Baumhauer, stellv. Geschäftsführerin des Naturparks und Kirsten Schille, zuständig für Regionale Vermarktung, führten die Gäste durch die interaktive Ausstellung im Haus der Natur.

Die RegioApp, das Kooperationsprojekt zwischen LEADER-Oberschwaben und dem Naturpark Obere Donau e.V., wurde von Kirsten Schille und Julianna Ranzmeyer vorgestellt und am Tablet vorgeführt. Damit schloss sich auch der Kreis, da sowohl "Desi's Hoflädele" und Christine Kellers "Lädele am Bäumlehof" neben einigen anderen in der App aufgeführt sind, als Einkaufmöglichkeit biologisch und regional produzierter Lebensmittel.

Bei schönstem Sonnenschein und Blick auf die Felsformationen im Tal gab es noch eine Erfrischung und Verkostung der leckeren Streuobstsäfte der "Genossenschaft Bäuerliche Vermarktung Oberes Donautal e.G." (BODEG).

Von Gastronomie, Fahrradboxen und Neues in historischem Gebäude

Vom Donautal ging es weiter nach Meßkirch - Heudorf, zum Gasthaus ADLER. Der ADLER wurde vor einigen Jahren ebenfalls mit LEADER-Unterstützung neu ausgerichtet. Zu den Gästen zählen sowohl Hungrige aus der Umgebung, aber auch viele Besucherinnen und Besucher der Region. Campus Galli hat auch für die hiesige Gastronomie positive Auswirkungen. Frisch gestärkt ging es weiter nach Sigmaringen, an den Bahnhof.

Dort haben wir die Fahrradboxen, einem Kleinprojekt, besichtigt. Frau Sieber von der Stadt Sigmaringen informierte die Gäste über den Fokus auf alternative Mobilität und die Verbindung zwischen Fahrradfahren und Bahnreisen. Die Boxen werden rege genutzt und dankbar angenommen, um die zum Teil hochwertigen Räder, aber auch Radtaschen etc. sicher zu verwahren. Zum historischen Bahnhofsgebäude informierte Andreas Marquardt, dass er dieses als privater Investor mit LEADER-Mitteln aus dem Dornröschenschlaf wecken werde und das kulturelle Erbe erhalten möchte. Im Ostturm richtet er ein Mikrohotel ein, welches im besonderen historischen Flair, aber mit modernsten Errungenschaften zum Übernachten und Wohlfühlen einladen soll.

Auf den Spuren der Fürstin Amalie

Weiter ging es zu historischen Pfaden nach Inzigkofen. Dort wurden unsere Gäste von Bürgermeister Gombold erwartet und über den Fürstlichen Park mit der Eremitage der Fürstin Amalie Zephyrine informiert. Das Highlight war die Erlebnisbrücke, ebenfalls mit Unterstützung der LEADER-Aktionsgruppe ermöglicht. Die Brücke sei ein Magnet, viele Touristinnen und Touristen kämen, aber auch Besucher*innen aus Inzigkofen und der Umgebung suchten regelmäßig die Brücke, die sich wie ein Spinnennetz oberhalb der Donau wiegt, auf.

Bei manch einem und einer unserer Gäste löste die Überquerung ein eher mulmiges Gefühl aus, gepaart mit viel Gelächter.

Kultur und Tourismus - Gemeinsame Interessen

Zum Abschluss überreichte Emmanuel Frank den Gästen den Bildband "Abseits" und erläuterte das Besondere an diesem Buch. Es gäbe nicht nur das romantische, idyllische Landleben. Auch im Ländlichen Raum sei das Potenzial groß, Nachhaltigkeit, Tourismus, Regionalität, Kultur und vieles mehr zu unterstützen. Das sei es, was LEADER-Oberschwaben versuche.

Beide Tage waren intensiv, gefüllt mit vielen Informationen, Besichtigungen, Austausch, Sonnenschein und Interesse. Es wurde auch deutlich, dass die bulgarische LEADER-Aktionsgruppe "Vazhod" und die LEADER-Aktionsgruppe Oberschwaben unter anderem viel wert auf die Verknüpfung zwischen Regionalität, Kultur und Tourismus legen. Auf Grundalge dieser sich überschneidenden Schwerpunkte kann eine Anbahnung einer transnationalen Kooperation aufgebaut werden. Mit Sicherheit könnte das eine oder andere spannende Projekt mit den bulgarischen Partnerinnen und Partnern auf die Beine gestellt werden.

Wer eine Idee hat oder näheres erfahren möchte, bitte bei der Geschäftsstelle melden - hier

LEADER hat Gewicht - Gemeinsam noch mehr

Dass LEADER vieles bewirken kann ist so manchen bewusst, die / der die vielfältigen Projekte verfolgt und wahrnimmt. Nahezu alle LEADER-Prjekte in der Region werden mit viel Engagement umgesetzt und betrieben. Seien es Hofläden, Unterkünfte, Gastronomien, ein Kultur-Events und vieles, vieles mehr.

Dass LEADER vor allem durch Kooperationen und Engagement lebt, wissen auch die meisten. Denn LEADER hat Gewicht. Das beweist auch die Waage auf dem Bäumlehof, die eine vierstellige Zahl angezeigt hat - das sind doch die besten Voraussetzungen für eine Kooperation.